Georg
Parlasca Keksfabrik GmbH Hannover-Burgdorf
Keks-Story
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit steigt der Verzehr von Keksen in
Deutschland und auch in anderen Ländern stark an. Aber neben
den im ganzen Jahr beliebten Butter-, Schokoladen- und Hartkeksen
werden zur Weihnachtszeit ganz spezielle Kekse gebacken. Lebkuchen,
Kipferl, Zimtsterne und der Speculatius dürfen dann auf keinem
„Bunten Teller“ fehlen. Diese Gebäcke
zeichnen sich durch besondere Gewürze wie Zimt, Nelken,
Kardamom, Koriander, Anis und viele andere mehr aus.
Von der heidnischen Opfergabe zum christlichen Symbol.
Doch diese süßen Köstlichkeiten waren nicht
immer eine Alltäglichkeit. Zwar backten schon die alten
Ägypter Feingebäck in Form von Flusspferden,
Vögeln und Katzen, doch wurde dies den Göttern als
Opfergabe dargereicht. Nur die Pharaonen mit ihrem gottgleichen Status
kamen ebenfalls in den Genuss.
Die Griechen und Römer verfeinerten die Kunst der Herstellung
dieser süßen Delikatessen, indem sie Honig, Feigen,
Mandeln, Sahne und Sesam in die Rezepturen mit aufnahmen.
Mit der Besetzung Germaniens durch die Römer wurden diese
Gebäcke auch diesseits der Alpen bekannt. Vor allem in
Klöstern pflegte man in den Jahrhunderten darauf die Kunst der
Feinbäckerei, und bald wurde aus der einstmals heidnischen
Opfergabe für ägyptische Götter ein
christliches Symbol. Die Oblate, ein zwischen heißen Eisen
hergestelltes Gebäck aus ungesäuertem Teig wurde zur
Feier des Messopfers verwendet und erhielt dadurch ihren Namen, denn
Oblate bedeutet im Lateinischen soviel wie Geopfertes, Dargebotenes.
Von der Oblate zum Knaufgebäck
Die Oblate, die Hostie beim heiligen Abendmahl, wurde schon ab dem 10.
Jahrhundert mit christlichen Symbolen verziert. Am weitesten verbreitet
waren das Opferlamm, der Gekreuzigte oder der Fisch.
Doch noch lange blieb das süße Gebäck dem
Klerus und dem Adel vorbehalten, denn die Gewürze, die zur
Herstellung verwendet wurden, waren selten und sehr teuer. Aus Persien,
Indien, ja sogar aus dem fernen China wurden diese pikanten
Schätze auf monatelangen Reisen nach Europa gebracht. Auch
anderes Gebäck wurde zunehmend mit Symbolen verziert. Zu jedem
kirchlichen Fest wurden bestimmte Gebäcke gefertigt, die sich
in Geschmack und Formgebung unterschieden. Zu Ostern findet man das
Opferlamm oder einen geringelten Teigstrick als Symbol für den
Strick, mit dem sich Judas erhängte, jedoch auch noch die
alten heidnischen Symbole wie Sonnenräder, Hasen oder ein
Radkreuz. Sie werden oft mit christlichen Symbolen verbunden und zeigen
so deutlich die Verknüpfung des alten heidnischen Glaubens mit
dem christlichen.
Zum Gedenken der Toten an Allerseelen wurden Brezeln, Hörnchen
und Knaufgebäcke gefertigt. Die Knaufgebäcke haben
die Form kleiner Knochen, ursprünglich das Symbol des
Tieropfers, heute als Liebesknochen bekannt.
Doch insbesondere zur Weihnachtszeit bildete sich eine große
Vielzahl von Gebäcken und Formen heraus.
Vom Lebkuchen zum Speculatius
Mit der zunehmenden Kunstfertigkeit im Handwerk wurde auch die
Herstellung von Formen für Feingebäcke immer
detaillierter und entwickelte sich bald zu einer eigenen Kunstform. Die
Formen, die zur Herstellung von Feingebäck verwendet werden,
nennt man Modeln. Sie wurden vor allem zum Backen von Lebkuchen benutzt
und waren ursprünglich aus Stein oder Ton, später aus
Zinn oder Holz. Doch im Laufe der Zeit verwendete man sie auch
für die Verzierung von Marzipan und für den
Speculatius. Der Speculatius stammt vermutlich aus Holland. Seine
Entstehung und auch seine Namensgebung lassen bis heute noch viel Raum
für Spekulationen.
Die einen leiten es vom Lateinischen „speculum“
(Spiegel, Schauseite) ab, andere vom „episcopus
speculator“, dem visitierenden Bischof, denn man findet auf
alten Speculatius-Brettern auch immer einen Bischof abgebildet. Eine
weitergehende Deutung dieses Ansatzes ist, daß dieser
abgebildete Bischof der heilige Bischof Nikolaus war, der
Geschenkebringer in der Vorweihnachtszeit. Die sprachliche Herleitung
würde sich dann aus dem niederländischen
„Speculaas“ – Nikolaus, -Klaus, Klaas
erklären. Eine dritte Erklärung für den
Namen geht auf den Kölner Ernst Weyden zurück und ist
etwa 150 Jahre alt. Er meinte, daß sich das Wort Speculatius
auf das lateinische Wort „speculor“ d.h. ich
spekuliere, nehme an beziehe. Die Formen des Speculatius gäben
Anlaß zum Nachgrübeln, Überlegen, was sie
jeweils darstellen sollten. Die Eigenheit des Speculatius im Gegensatz
zu anderem mit Modeln hergestelltem Gebäck besteht darin,
daß das Motiv nicht in einem Rahmen steht. Während
beim Lebkuchen oder beim Springerle das Motiv noch in einem eckigen
Rahmenfeld steht, wird der Speculatius der Kontur folgend ausgestochen.
Heutzutage wird der Speculatius jedoch nur noch in
Kleinstbäckereien mit hölzernen Modeln gefertigt. Der
industriell hergestellte Speculatius wird mit metallenen Modelwalzen in
seine Form gebracht. Trotz dieser Neuerung haben sich bis heute die
alten Bilder auf dem Speculatius gehalten. Am häufigsten
findet man Tiere, Reiter, den heiligen Nikolaus als Bischof und die
Windmühle als Wahrzeichen Hollands.
Der Speculatius, für uns heutzutage ein typisch deutsches
Weihnachtsgebäck, ist jedoch noch nicht lange in ganz
Deutschland so berühmt. Zwar war er schon seit langer Zeit im
mit Holland benachbarten Rheinland bekannt, doch in Norddeutschland
fand er erst Anfang des 20. Jahrhunderts eine weite Verbreitung.
Georg Parlasca, der Gründer der Parlasca Keksfabrik, brachte
nach einer Reise nach Holland das Rezept für den Speculatius
mit nach Hannover und begann 1912 erstmals den berühmten
Mandel-Speculatius in größeren Mengen herzustellen.
Er hatte den Geschmack der Norddeutschen getroffen. Heute
zählt der Speculatius auch hier zu einem der beliebtesten
Weihnachtskekse.
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